Handglocken



GlockenaufbauEine Handglocke ist eine fein gestimmte bronzene Glocke mit einem schlaufenförmigen Handgriff und einem beweglichen Klöppel, der nur in einer Ebene schwingt und nach dem Anschlag sofort von der Glockenwand wegspringt, so dass der Klang nicht gedämpft wird. Beim normalen Spiel (Ring) werden die Glocken am Griff mit dem Glockencorpus nach oben gehalten. Durch eine Vorwärtsbewegung der Hand und des Arms wird der Klöppel zum Anschlag gebracht. In einer Kreisbewegung wird die Glocke nun, je nach Notenwert schneller oder langsamer, an den Körper zurückgeführt und abgedämpft. Um so einen ausdrucksvollen und gleichmäßigen Gesamtklang zu erhalten, wird beim Handglockenspiel von allen Mitspielern große Disziplin, Konzentration und Einfühlungsvermögen verlangt.

 

25jub3Die Glocken liegen nach Tonhöhe geordnet auf den mit Schaumstoff gepolsterten Tischen. Zur besseren Übersicht werden die Halbtöne versetzt angeordnet, vergleichbar mit den schwarzen Tasten einer Klaviertastatur, und die Tonbezeichnung ist auf den Griffen der Handglocken aufgedruckt. Um die nicht lackierten Glocken zu schützen, tragen alle Glockenspieler Handschuhe. Jeder Spieler bedient 2-8 Glocken so dass erst im Zusammenspiel aller Spieler das vollständige Stück erklingen kann. Melodien laufen sozusagen von Hand zu Hand. Die Notation ist vergleichbar mit einer Klavierpartitur. Alle Töne, die in einem Stück gebraucht werden sind auf der Titelseite in einer Skala aufgeschrieben. Daraus ergibt sich die Verteilung der Glocken an die Spieler.

 
Shelly.jpg1Um mit 10-15 Spielern auszukommen, gibt es Spieltechniken die es erlauben Glöckner einzusparen: Bei der Four in Hand Technik werden je zwei Glocken in einer Hand im Winkel von 90° gehalten. Durch die Drehung seines Handgelenkes ändert der Spieler Anschlagsrichtung, und es ertönt dann die eine oder andere der beiden Glocken. Durch diese Technik ist es leichter, schnelle und anspruchsvolle Melodieverläufe flüssig zu spielen. Die Shelly Technik erlaubt das gleichzeitige Anschlagen zweier Glocken in einer Hand. Diese Technik wird eingesetzt, um Passagen zu oktavieren.

 

Mit anderen Spieltechniken können Klang und Anschlag der Glocken variiert werden:
Pluck (PL), Thump Damp (TD) und Ring Touch sind Techniken mit denen der Glockenklang verkürzt wird. Pluck und Thump Damp  sind mit dem Pizzicato bei Streichinstrumenten vergleichbar. Das Plucken ist den größeren Bassglocken vorbehalten. Bei höheren Glocken kann man das Staccato durch Thump Damp, zu deutsch Daumendämpfung erreichen.  Beim Ring Touch wird die Glocke unmittelbar nach dem Anschlag wieder am Körper abgedämpft. Dadurch entsteht ein lauter Staccatoeffekt. Gehaltene Töne können mit Swing und Echo Ring variiert werden. Beim Swing schwingen die Spieler die Glocken nach dem Anschlag seitlich am Körper vorbei nach hinten und wieder nach vorn. Ein Echoeffekt entsteht, wenn der Spieler mit dem Rand der klingenden Glocke mehrmals das leicht Tischpolster berührt.

 

Mallets 4Der Anschlag der Glocke kann mit dem Martellato oder dem Spiel mit Mallets verändert werden. Beim Martellato klingen die Glockentöne besonders akzentuiert, weil die Glocke auf dem gepolsterten Tisch angeschlagen wird. Liegende oder auch hochgehobene Glocken können wie ein Xylophon mit Schlägeln, sogenannten Mallets, gespielt werden. Um einen ausgeglichen Klang beim Spiel mit Mallets zu gewährleisten, sind für tiefe Glocken eher weiche, große und für die kleineren Glocken härtere Mallets vorgesehen. Ein Wirbel auf einer liegenden Glocke ist ebenfalls möglich (Mallet Roll).

 

Weitere häufig eingesetzte Techniken sind der Shake (SK) und Let Vibrate (LV)
Durch den Shake wird ein Trillereffekt erzeugt. Eingesetzt wird diese Technik vor allem in den hohen Glocken. In der gleichen Spielhaltung wie beim Ring wird die Glocke hin- und hergeschüttelt, so dass eine Art anhaltender Triller erklingt. Beim Let Vibrate wird ein ähnlicher Effekt erzeugt wie mit dem Pedal des Klaviers. Die Spieler dämpfen die Glocken nicht unmittelbar nach ihrem Notenwert ab, sondern lassen sie weiter klingen. Bei Akkordbrechungen wird diese Technik gern eingesetzt.